Die E-E-A-T-Lücke - Wenn Autorität nicht reist
Google hat seine Search Quality Rater Guidelines erneut überarbeitet und dabei wichtige Aktualisierungen vorgenommen, die du als SEO-Profi oder Website-Betreiber kennen solltest. Obwohl Google diese Änderungen als "kleinere Updates" bezeichnet, enthalten sie wertvolle Einblicke in Googles Qualitätsverständnis und zukünftige Richtung.
Was sich konkret geändert hat
Die aktuelle Überarbeitung der Quality Rater Guidelines bringt drei wesentliche Neuerungen mit sich. Aktualisierte YMYL-Definitionen stehen im Mittelpunkt der Änderungen und zeigen, wie Google kritische Inhalte bewertet. Zusätzliche Beispiele für AI Overviews verdeutlichen, wie die neuen KI-gestützten Suchergebnisse evaluiert werden sollen. Darüber hinaus hat Google kleinere textuelle Verbesserungen vorgenommen, darunter Korrekturen von Tippfehlern und Präzisierungen bestehender Formulierungen.
Diese Aktualisierung erfolgt nach über sieben Monaten Pause – die letzte Überarbeitung fand am 23. Januar 2025 statt. Google aktualisiert diese Richtlinien typischerweise einmal jährlich, was die Bedeutung dieser Änderungen unterstreicht.

Die vier Säulen
Experience (Erfahrung): Google priorisiert zunehmend Inhalte aus erster Hand, die direkte Nutzung, Beobachtung und regionale Vertrautheit zeigen.
Übersetzte Inhalte scheitern oft hier, da ihnen lokale Beispiele und Nuancen fehlen. Stell dir eine globale Elektronikmarke vor, deren japanische Website nur amerikanische Produktbewertungen zeigt und regionsspezifische Zertifizierungen oder Spannungsanforderungen nicht erwähnt.
Expertise (Fachwissen): Expertise muss kontextuell und nachweisbar sein. Ein zentrales Content-Team ohne lokalen Experteninput kann nicht dieselbe Schwelle erreichen wie ein lokaler Fachexperte. Medizinische Ratschläge, die global wiederverwendet werden ohne Überprüfung durch einen lokalen Arzt, sind ein klassisches Beispiel – trotz unterschiedlicher Behandlungsstandards und rechtlicher Anforderungen.
Authoritativeness (Autorität): Autorität ist nicht automatisch über Märkte hinweg übertragbar. Sie wird lokal durch Zitierungen, Backlinks und Anerkennung in regionalen Medien verstärkt. Eine Luxusmodemarke ohne japanische Medien-Backlinks wird von kleineren lokalen Wettbewerbern mit starker regionaler Präsenz übertroffen.
Trustworthiness (Vertrauenswürdigkeit): Hier scheitern globale Marken besonders oft, speziell in regulierten Kategorien. In Japan beispielsweise wird ein Arzt als "Sensei" bezeichnet – ein generischer Titel ohne das "Dr."-Präfix, das westliche Systeme erwarten. Wir können nicht davon ausgehen, dass Google diese lokalen Nuancen vollständig versteht.
Häufige Stolperfallen für globale Marken
Die zentrale Falle: Übersetzung ist nicht gleich Lokalisierung. Sprache ist nur der Anfang. Lokale Redewendungen, kultureller Kontext, Masseinheiten und regulatorische Unterschiede sind entscheidend. Ohne sie mag dein Content verständlich sein, aber er bleibt irrelevant.
Viele Unternehmen fallen in die "HQ-weiss-es-besser"-Falle. Zentralisierte Content-Produktion lässt lokalen Teams wenig Einfluss. Lokalisierung wird zum Häkchen statt zur strategischen Anstrengung. Token-Lokalisierung – ein Blogpost, eine Seite, ein lokales Expertenzitat – bewegt die Nadel nicht. Du brauchst Konsistenz, Tiefe und Verstärkung über Zeit.
Weitere kritische Punkte: Fehlende lokale Zitierungen oder Medienerwähnungen, schwache lokale Entity-Verbindungen im Knowledge Graph, inkonsistentes Branding über Märkte hinweg und kulturelle Missverständnisse bei Vertrauenssignalen. Vertrauens-Badges, die in Korea funktionieren, resonieren möglicherweise nicht in den USA – und umgekehrt.
So baust du echtes lokales E-E-A-T auf
Der Schlüssel liegt in der Integration lokaler Expertise. Arbeite mit lokalen Produktmanagern, Ingenieuren oder Compliance-Beauftragten – nicht nur mit Übersetzern. Füge Biografien, Qualifikationen und strukturiertes Autoren-Markup hinzu. Koordiniere dies global, damit dein CMS verschiedene Namenskonventionen und Markenidentitäten handhaben kann.
Verdiene dir lokale Autorität aktiv. Führe PR- und Outreach-Kampagnen in jedem Markt durch, um Zitierungen von regionalen Medien, Branchenverbänden und Events zu erhalten. Zeige echte Vertrauenssignale: muttersprachliche Datenschutzrichtlinien, lokale Büroadressen und Telefonnummern, regionsspezifische Compliance-Kennzeichnungen, Bewertungen auf lokalen Plattformen wie Rakuten in Japan.
Demonstriere lokale Erfahrung durch marktspezifische Beispiele, Bilder, Testimonials und Daten. Referenziere lokale Vorschriften, kulturelle Praktiken oder Umweltfaktoren, die die Produktnutzung beeinflussen. Vergiss nicht, auch visuelle Signale zu lokalisieren – Bilder, Alt-Text und strukturierte Daten sollten den Marktkontext verstärken.
Miss deinen Erfolg
Lokalisierung allein reicht nicht. Du musst verifizieren, dass Suchmaschinen und Kunden deine Autorität erkennen. Wichtige Metriken umfassen:
Markenbezogener versus nicht-markenbezogener Traffic nach Region, lokales Backlink-Wachstum, Knowledge-Graph-Präsenz für lokale Autoren und Marken, Einbeziehung in KI-Übersichten nach Markt sowie Bewertungsvolumen in lokalen Ökosystemen.
Globale Reputation bedeutet nicht automatisch lokales Vertrauen. Suchmaschinen und KI-Systeme sind fähiger denn je, regionale Autorität, Glaubwürdigkeit und Erfahrung zu bewerten. Heutzutage ist es wichtig, sich nicht nur der Übersetzung zu widmen, sondern auch der lokalen Expertise. Wer das versäumt, riskiert Unsichtbarkeit.
Quelle: Searchengineland.com
Über die Autorin

Lisa-Marie Unger
Lisa-Marie hat 2018 Publizistik und Kommunikationswissenschaften abgeschlossen und arbeitet bei netpulse AG als Projektleiterin für Google Ads. Sie informiert über SEO (Suchmaschinenoptimierung) und führt Schulungen durch.