Lisa-Marie Unger • 21. Juli 2025

Cloudflare Pay Per Crawl - Revolution oder Falle für deine SEO-Strategie?

Cloudflare, das etwa 20% aller Websites weltweit betreibt, blockiert neuerdings KI-Crawler standardmässig und führt damit ein neues "Pay Per Crawl"-System ein. Doch was bedeutet das für deine Website und deine SEO-Strategie? Die Antwort ist evtl. komplizierter, als man denkt.


Was ist Pay Per Crawl?

Pay Per Crawl ist eine erste Art Monetarisierungsschicht, die es Publishern ermöglicht, KI-Bots (wie OpenAIs GPTBot oder Anthropics ClaudeBot) für den Zugang zu ihren Inhalten zu berechnen. Das System nutzt den HTTP 402 "Payment Required" Response-Code, den es seit Jahren gibt, aber kaum genutzt wird.



So funktioniert es: Jedes Mal, wenn ein KI-Crawler Inhalte anfordert, kann der Server mit einem HTTP 402 Payment Required antworten und den Preis für den Zugang angeben. Wenn der Crawler zustimmt zu zahlen, sendet er eine Folgenanfrage mit einem Payment-Header, und der Server gibt den Inhalt mit einer 200 OK-Antwort zurück.

Auf einem Schreibtisch steht ein Laptop mit einem Tortendiagramm auf dem Bildschirm.

Drei Optionen für Website-Betreiber

Publisher haben drei verschiedene Optionen für einen Crawler: Allow (dem Crawler kostenlosen Zugang gewähren), Charge (Zahlung zum konfigurierten, domänenweiten Preis verlangen) oder Block (vollständigen Zugang verweigern).


Der Wendepunkt für SEO und GEO

Hier wird es besonders interessant für deine SEO-Strategie. Generative Engine Optimization (GEO) ist nicht nur Sichtbarkeit; es geht darum, ob das Modell dich kennt, dir vertraut und dich versteht. Und das alles beginnt mit dem Training.


Wenn mehr Websites in Pay Per Crawl einsteigen und den Zugang beschränken, wird die verfügbare Trainings-Datenmenge für KI-Modelle kleiner. Websites, die während des Trainings nicht sichtbar waren, werden nicht Teil der "mentalen Landkarte" des Modells, selbst wenn sie technisch während der Echtzeit-Suche zugänglich sind.


Die harte Realität: Wer profitiert wirklich?

Hier kommt die unbequeme Wahrheit: Pay Per Crawl wird wahrscheinlich nur für die Top 1'000 Websites relevant sein. Wenn du nicht in diesen Top 0,1% bist, wird Pay Per Crawl dir wahrscheinlich kaum etwas einbringen.


Warum? Suchmaschinen und KIs kümmern sich darum, gute Ergebnisse zu liefern – nicht um das Endergebnis deiner individuellen Website. Sie werden andere Quellen finden. Während du auf Crawl-Gebühren wartest, verlierst du möglicherweise den kostenlosen Traffic, auf den du angewiesen bist.


Auswirkungen auf deine Website-Strategie

Für grosse Publisher: Das System könnte eine willkommene neue Einnahmequelle darstellen. High-Traffic-Websites könnten CHF 50.000 - CHF 200.000 pro Monat von grossen Crawlern generieren.


Für kleinere Websites: Hier ist Vorsicht geboten. Himanshu Sharma warnte: "Erwarte einen starken Rückgang des KI-Traffics, da Cloudflare fast alle bekannten KI-Crawler/Bots standardmässig vom Scraping deiner Website-Inhalte blockiert".


Was du jetzt tun solltest

  1. Überprüfe deine Cloudflare-Einstellungen: Falls du Cloudflare nutzt, kontrolliere, ob KI-Crawler ungewollt blockiert werden.
  2. Bewerte deine Position: Bist du eine der wenigen Websites, die KI-Unternehmen unbedingt brauchen? Oder gehörst du zu den 99%, für die Blockierung Traffic-Verlust bedeutet?
  3. Denke langfristig: Wenn generative KI ein Kernbestandteil der Art wird, wie Menschen suchen, und die Kanäle, die diese KI speisen, nun Mautstrassen sind, müssen Websites die Sichtbarkeit über ein wachsendes Flickwerk von Systemen, Richtlinien und Finanzmodellen verwalten.



Fazit: Revolution mit Nebenwirkungen

Cloudflares Pay Per Crawl ist zweifellos ein Wendepunkt für das Internet. Es könnte endlich eine faire Kompensation für Content-Ersteller schaffen – aber nur für die wenigen an der Spitze. Für die meisten Websites bleibt es ein riskantes Spiel zwischen möglichen Micro-Einnahmen und sicherem Traffic-Verlust.


Quelle: Searchengineland.com

Über die Autorin

Eine Frau mit lockigem Haar trägt ein weißes Hemd und lächelt.

Lisa-Marie Unger

Lisa-Marie hat 2018 Publizistik und Kommunikationswissenschaften abgeschlossen und arbeitet bei netpulse AG als Projektleiterin für Google Ads. Sie informiert über SEO (Suchmaschinenoptimierung) und führt Schulungen durch.


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